Nachrufe

In Erinnerung

Die DGMS hat in den vergangenen Jahren einige Nachrufe auf Persönlichkeiten in der Massenspektrometrie veröffentlicht, die in dieser Rubrik zusammengestellt sind.

2025

Hans-Friedrich Grützmacher

* 4.4.1932; † 23.9.2025

Die DGMS betrauert den Verlust eines ihrer Gründungsmitglieder: Im Alter von 93 Jahren ist Prof. Hans-Friedrich Grützmacher verstorben.

Prof. Grützmacher war im Jahre 1960 maßgeblich an der Bildung der Arbeitsgruppe Massenspektroskopie (AGMS) beteiligt, die 38 Jahre später in die DGMS überführt wurde. Ihm verdankt die Gesellschaft die Unterlagen zur konstituierenden Sitzung am 20. Oktober 1960 in Wiesbaden mit 20 Gründungsmitgliedern, bei der die AGMS im Verband Deutscher Physikalischer Gesellschaften etabliert wurde. Ein konkreter Antrieb für die Gründung der AGMS war damals die Organisation einer internationalen Tagung zur Massenspektrometrie neben dauerhaften Zielen wie der besseren Vernetzung der auf dem Gebiet Arbeitenden und der Vertretung deutscher Interessen in internationalem Rahmen. Nicht zuletzt für sein Mitwirken als Vorsitzender der AGMS erhielt Prof. Grützmacher die Ehrenmedaille der DGMS im Jahre 2006. Er hat auch als Programmverantwortlicher mehrere Diskussionstagungen der AGMS geprägt und war seit der Initiierung des Wolfgang Paul Studienpreises bis 2005 Vorsitzender der Vergabejury.

Verleihung der DGMS Ehrenmedaille an Prof. Grützmacher 2006
Prof. Grützmacher bei der 44. DGMS Jahrestagung in Dortmund

Prof. Grützmacher studierte Chemie in Göttingen und Hamburg und promovierte 1959 an der Universität Hamburg bei K. Heyns mit der Arbeit „Sterische und induktive Effekte bei der Darstellung und Hydrolyse von Polypeptiden“. Seine Habilitation dort im Jahre 1965 titelte „Die Massenspektren von acetylierten Peptiden und ihre Verwendung zur Bestimmung der Aminosäuresequenz“. Prof. Grützmacher wurde 1971 in Hamburg zum Professor und Wissenschaftlichem Rat ernannt und diente seiner Universität von 1972-1973 auch als Sprecher des Fachbereiches Chemie.1973 wurde er auf den Lehrstuhl Organische Chemie I an die Universität Bielefeld berufen, von der er sich 1997 emeritierte. Er wirkte in Bielefeld 1973-1975 als Vorsitzender der Fachbereichskommission Chemie und war Gründungsmitglied des Senats der Universität. 1975-1980 war er Prorektor für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs.

In seiner Forschung befasste sich Prof. Grützmacher mit der Synthese und den Eigenschaften neuartiger Cyclophane wie auch der Bildung und den Reaktionen von ionisierten Kohlenstoffclustern in der Gasphase. Früh verstand er das Potenzial der Massenspektrometrie für die Untersuchung der Reaktivität organischer Verbindungen und leistete wesentliche Beiträge auf diesem Gebiet, die in ca. 300 Publikationen dokumentiert sind.

Prof. Grützmacher war Mitbegründer und europäischer Herausgeber des Journals Organic Mass Spectrometry (1966-1994) und ab 1994 Mitbegründer und Chairman des European Journal of Mass Spectrometry.

Die DGMS ist dem Engagement von Prof. Grützmacher zu großem Dank verpflichtet.

Anmerkungen für einen Nachruf auf Prof. Dr. Hans-Friedrich Grützmacher

Hans-Friedrich Grützmacher, einer der prägenden Persönlichkeiten der Deutschen Gesellschaft für Massenspektrometrie und ihre Vorläuferorganisation, der Arbeitsgemeinschaft für Massenspektrometrie (AGMS), ist am 23. September 2025 im Alter von 93 Jahren verstorben. Professor Grützmacher hat die Entwicklung der Massenspektrometrie als Teilgebiet der Organischen und der Analytischen Chemie in Deutschland seit 1970 entscheidend vorangetrieben. Er war Träger der Ehrenmedaille der DGMS. Mit ihm verlieren wir eine Persönlichkeit, die für unsere Gesellschaft jahrzehntelang prägend war. Wir bleiben ihm zu großem Dank verpflichtet.

Hans-Friedrich Grützmacher wurde am 4. April 1932 in Hamburg geboren. Er studierte Chemie an den Universitäten Göttingen und Hamburg, wo er 1959 bei Prof. Dr. Dr. h.c. Kurt Heyns mit der Dissertation „Sterische und induktive Effekte bei der Darstellung und Hydrolyse von Polypeptiden“ promoviert wurde. Im Jahre 1965 habilitierte er sich an der Universität Hamburg mit der Arbeit „Die Massenspektren von acetylierten Peptiden und ihre Verwendung zur Bestimmung der Aminosäuresequenz“. 1973 wurde er zum Wissenschaftlichen Rat und Professor ernannt, lehnte jedoch die Ernennung zum Professor H3 ab. Stattdessen nahm er im gleichen Jahr den Ruf als ordentlicher Professor H4 auf den Lehrstuhl Organische Chemie I an der damals noch sehr jungen Universität Bielefeld an, den er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1997 innehatte.

Neben den frühen massenspektrometrischen Arbeiten über Peptide war Hans-Friedrich Grützmacher einer der ersten, die sich mit der Anwendung der Methode auf die Analytik von Zuckern beschäftigte. Sein Hamburger Mentor Heyns überzeugte ihn, anstelle einer vielversprechenden Karriere in der Chemischen Industrie seinen Weg in der akademischen Welt zu suchen. Dies bot sich an, weil damals die Analyse von Biooligomeren durch die Kopplung der Vakuum-Pyrolyse mit der EI-Massenspektrometrie aussichtsreich erschien. Schnell zeigte sich jedoch, dass einerseits die Pyrolyse geeigneter (aromatischer) Vorläufer den Zugang zu interessanten instabilen, hochreaktiven Teilchen – vorwiegend Dehydroaromaten – führt, und dass andererseits die EI-Massenspektrometrie selbst sich hervorragend zur Untersuchung der intrinsischen Eigenschaften von Molekülen und Ionen in der Gasphase eignet. So wurde aus dem jungen Naturstoff-Analytiker Grützmacher früh ein begeisterter Grundlagenforscher: Seine „duale“ Faszination für die Chemie neuartiger, ungewöhnlicher organischer Molekülstrukturen und für die Organische und Physikalische Organische Chemie isolierter Teilchen im Vakuum hat jahrzehntelang ihn und viele Mitglieder seine Forschungsgruppe angetrieben. So griff er neue Synthesemethoden ebenso erfolgreich auf wie die zahlreichen neuen Ionisierungs- und Trennmethoden der Massenspektrometrie. Diese Kombination der organisch-chemischen Synthese zur Darstellung zumeist isotopenmarkierter und/oder stereoisomerer Modellverbindungen mit den verschiedenen Methoden der Tandem-Massenspektrometrie führte in vielfacher Weise zu einem tiefen Verständnis der Chemie reaktiver Ionen im Vakuum und ihr Fragmentierungsverhalten – und damit für die Massenspektren selbst. Weitere Schwerpunkte Grützmachers Arbeiten waren die Untersuchung verschiedenster uni- und bimolekularer Reaktionen, etwa die Bildung kurzlebiger Ion-Molekül-Komplexe, Säure-Base-Reaktionen im Vakuum und die Bildung und Reaktionen ionisierter Kohlenstoffcluster in der Gasphase, wie sie zum Beispiel in Flammen und Plasmen sowie als wesentlicher Bestandteil des organischen Materials in interstellaren Wolken vorkommen.

Hans-Friedrich Grützmacher war nicht nur einer der Gründerväter der Arbeitsgemeinschaft Massenspektrometrie in der Gesellschaft Deutscher Chemiker. Er war auch Mitbegründer und europäischer Herausgeber der Zeitschrift „Organic Mass Spectrometry“ (1966 bis 1994) und Mitbegründer und Chairman von „European Mass Spectrometry“ (ab 1994). Viele Jahre lang war er in vielen wissenschaftlichen Fördereinrichtungen tätig, z. B. als Mitglied der Studienstiftung des Deutschen Volkes, des Kuratoriums der Stiftung „Jugend forscht“ und im Deutschen Akademischen Austauschdienst.

Die Kombination von Tiefe und Breite im wissenschaftlichen Denken und Arbeiten war eines der Kernmerkmale Hans-Friedrich Grützmachers. Sie war gepaart mit hohem Anspruch, fairer, stets zugewandter Offenheit und konsequenter Förderung für Neues and Anderes. Zahlreiche Doktoranden und internationale Gastwissenschaftler haben die „Old School“ von Professor Grützmacher erfolgreich durchlaufen. Dieses Vorbild war prägend und wegweisend für viele von ihnen, und es hat auch die Entwicklung der Deutschen Gesellschaft für Massenspektrometrie im neuen Jahrtausend lange beeinflusst.

Dietmar Kuck und Jürgen Grotemeyer

2023

Michael Przybylski

* 25.3.1948; † 27.2.2023

Der Vorstand der DGMS hat am 28. Februar erfahren, dass der ehemalige Vorsitzende der Gesellschaft und ihr langjähriges Mitglied, Michael Przybylski, plötzlich und unerwartet am 27.2.2023 verstorben ist.

Der Vorstand der DGMS trauert mit der Familie Przybylski, den vielen Freunden und Bekannten von Michael Przybylski und möchte seine tiefe Anteilnahme aussprechen.

Michael Glocker, ein langjähriger Freund und Weggefährte von Michael Przybylski, DGMS Mitglied und Direktor des Proteome Centers Rostock, hat den folgenden Nachruf zugesandt, der von ihm und Wolfgang Kleinekofort, Hochschule RheinMain, verfasst wurde.

https://dgms.eu/wp-content/uploads/2023/03/Michael_Przybylski_2023_Fotox.jpg
Michael Przybylski

Michael Przybylski studierte Chemie und promovierte an der Universität Mainz. Nach seiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Bioorganischen Chemie in Mainz verbrachte er zwei Jahre als Gastwissenschaftler am National Cancer Institute, NIH/USA. Im Jahr 1989 wurde er auf den Lehrstuhl für Analytische Chemie an der Universität Konstanz berufen, wo er als Direktor des Labors für Analytische Chemie und Biopolymerstrukturanalyse tätig war. Aus dem überaus produktiven Konstanzer Labor sind über einhundert promovierte und diplomierte / Master Biologen, Chemiker und Biochemiker sowie mehr als ein Dutzend national und international tätige Hochschullehrer hervorgegangen. Noch während seiner professoralen Tätigkeit eröffnete er 2008 das Steinbeis-Zentrum für Biopolymeranalytik und Biomedizinische Massenspektrometrie, das acht Jahre an der Universität Konstanz angesiedelt war. Nach seiner Emeritierung hat Michael Przybylski das Steinbeis-Zentrum 2016 in Rüsselsheim angesiedelt. Er war bis zum heutigen Tage Direktor des von ihm gegründeten Forschungszentrums.

Seit 2016 gab es eine fruchtvolle Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Ingenieurwissenschaften der Hochschule RheinMain. Prof. Przybylski hat zwei internationale Massenspektrometrie-Workshops sowie eine Summer School am Fachbereich ausgerichtet. Zudem war er als Lehrbeauftragter tätig und unterrichtete die Studierenden des Masterstudiengangs „Medizintechnik“ der Hochschule RheinMain.

Durch seinen Einsatz und seine anwendungsbezogene biochemische Expertise weitete er den Blick der zukünftigen Ingenieurinnen und Ingenieure hin zur Medizin und zu den Biowissenschaften. Erst durch Einbeziehung des Steinbeis-Zentrums wurde es der Hochschule möglich, Praktika und wissenschaftliche Abschlussarbeiten an der Schnittstelle zwischen Ingenieurwissenschaften und biomedizinischer Analytik in die Ausbildung der zunehmend international orientierten Studierenden zu integrieren.

Von Beginn an war die Forschung von Michael Przybylski interdisziplinär und in vielerlei Hinsicht bahnbrechend. Sie brachte neue massenspektrometrische Methodenkombinationen hervor, die weltweit eingesetzt werden. Er hat gemeinsam mit einem Wissenschafts-Konsortium die Proteolyse-ExzisionsMassenspektrometrie zur Aufklärung von Protein-Ligand-Wechselwirkungsstrukturen und Peptid/Protein-Epitopen erfunden und die Strukturen mehrerer Membranproteine, wie z.B. des Lungensurfactant-Protein-C, aufgeklärt. Sein Laboratorium hat zahlreiche neue Entwicklungen und Anwendungen von Methoden der Biopolymer-Massenspektrometrie in Kombination mit protein- und peptidchemischen Methoden, der Tertiärstruktur-Charakterisierung durch proteinchemische Modifikation und Massenspektrometrie sowie der massenspektrometrischen Bestimmung von Biopolymer- Erkennungsstrukturen durchgeführt. Seine aktuellen Forschungsarbeiten konzentrierten sich auf die Entwicklung von Biosensor- und Massenspektrometrie-Technologien zur Aufklärung von Antikörper-Epitopen sowie Anwendungen der Massenspektrometrie zur Strukturaufklärung und pathophysiologischen Modifikation von lysosomalen Proteinen.

Michael Przybylski hat über 400 wissenschaftliche Publikationen in internationalen Fachzeitschriften sowie rund 25 Patente veröffentlicht, und er hat etwa 150 eingeladene Vorträge gehalten. Er wurde mit dem St. Denis-Preis für Krebsforschung, mehreren internationalen Gastprofessuren, dem LifeScience-Preis der Deutschen Gesellschaft für Massenspektrometrie und der Ehrendoktorwürde der Universität Iasi, Rumänien, ausgezeichnet. Er war Gastprofessor der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, Adjunct Professor für Analytische Chemie an der Indiana University und Adjunct Professor für Biochemie an der Victoria University. Er war zudem Mitglied der wissenschaftlichen Ausschüsse mehrerer internationaler Konferenzen, Herausgeber und Mitglied des Editorial Board mehrerer internationaler Zeitschriften und von 2000 bis 2003 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Massenspektrometrie.

Michael Przybylski ist plötzlich und unerwartet am 27.2.2023, kurz vor seinem 75. Geburtstag, verstorben. Er ist mitten aus dem Leben geschieden. Mit ihm ist eine fachlich überaus kompetente Persönlichkeit und ein stets Menschen verbindender sowie sehr geschätzter Freund von uns gegangen.

Michael Glocker, Wolfgang Kleinekofort

2021

Jochen Franzen

Am 29.10.2021 wurde Dr. Jochen Franzen, Initiator der Gründung der Deutschen Gesellschaft für Massenspektrometrie im Jahre 1997 und seitdem Mitglied der DGMS, auf dem Friedhof Riensberg in Bremen im Kreise seiner Familie, langjähriger Freunde und Vertretern der Firma Bruker Daltonics, beigesetzt. Dr. Franzen verstarb bereits am 24.9.2021.

Dr. Franzen war hoch angesehener Wissenschaftler, außerordentlich talentierter und begabter Erfinder, unternehmerische Führungspersönlichkeit, Mentor und vielfältiger Förderer junger, aufstrebender Menschen. Er hat das von ihm gegründete Unternehmen, die Dr. Franzen Analysentechnik GmbH, die in angemieteten Flächen einer Schnapsfabrik in Bremen ihren Beginn nahm, zu einem sehr erfolgreich weltweit operierenden Massenspektrometerhersteller, der Bruker Daltonics GmbH & Co. KG, geführt, die heute über 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.

Jochen Franzen während der IMSC 2009 in Bremen

In den Jahren 1974–1976 und 1995–1997 war Dr. Franzen Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Massenspektrometrie (AGMS), die ein loser Zusammenschluss von Mitgliedern der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), der Bunsengesellschaft für Physikalische Chemie und der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) war. Die AGMS wurde von Dr. Franzen durch die Gründung der DGMS 1997 in Bremen in einen gemeinnützigen „Verein zur Förderung von Wissenschaft und Forschung sowie der Bildung insbesondere auf dem Gebiet der Massenspektrometrie“ überführt.

Dr. Franzen wurde 2005 die Ehrendoktorwürde der Universität Bremen verliehen, die damit die großen wissenschaftlichen Leistungen von Jochen Franzen, seine Zusammenarbeit mit dem Studiengang Chemie und seine vielfältige Unterstützung der Universität Bremen würdigte. Dr. Franzen erhielt der Ehrenmedaille der DGMS im Jahr 2006.

Die Nachricht vom Tod Dr. Franzens hat viele von uns tief getroffen. Der Vorstand der DGMS möchte im Namen ihrer Mitglieder der Familie Franzen ihre tiefe Anteilnahme aussprechen und wünscht ihr all den Willen und die Hoffnung die nötig ist, um einen so großen Verlust zu begreifen und zu verkraften – um dann immer wieder die vielen Erinnerungen als Weiterleben und Trost empfinden zu können.

Thorsten Benter, Bremen, 29.10.2021

Fred McLafferty

(* 11. März 1923 in Evanston, Illinois; † 26. Dezember 2021 in Ithaca, New York)

Ein Buch, das MassenspektrometrikerInnen vermutlich alle einmal in der Hand gehalten haben, ist „Interpretation von Massenspektren“ von Fred McLafferty. Nun ist sein Autor, ein Pionier der Massenspektrometrie und Entdecker der nach ihm benannten McLafferty-Umlagerung, einer chemischen Reaktion, die nur unter den Bedingungen der Massenspektrometrie ablaufen kann, im Alter von 98 Jahren verstorben. Er war bis ins hohe Alter wissenschaftlich aktiv und hat noch mit über 90 Jahren zur electron capture dissociation (ECD) von Proteinen publiziert.

Fred McLafferty während der IMSC 2009 in Bremen

Als organischer Chemiker verstand Fred McLafferty früh den Nutzen der Massenspektrometrie für die chemische Analytik und leitete bereits 1950 die Bereiche Massenspektrometrie und Gaschromatographie bei Dow Chemical. Mit Kollegen koppelte er beide Techniken und entwickelte die ersten GC/MS-Geräte, die ihn bald weithin bekannt machten. McLafferty nahm 1968 die Debye-Professor für Chemie an der Cornell University an, wo er die Grundlagenforschung sowie die Applikationen der Massenspektrometrie weiter vorantrieb, insbesondere auch mit hochauflösenden Spektrometern. Sein Name ist mit der ECD, der Fragmentierung von Ionen in der Gasphase, untrennbar verbunden. Als treibende Kraft beteiligte sich Fred McLafferty ebenfalls an der Erstellung von MS-Datenbanken und zeichnet verantwortlich für The Wiley/NBS Registry of Mass Spectral Data.

Die DGMS gedenkt eines herausragenden Wissenschaftlers und Urgesteins der Massenspektrometrie. Fred McLafferty wurde mit zahlreichen Ehrungen und Preisen wie der J.J. Thomson Gold Medal (1985, IMSC) und der Distinguished Contribution to Mass Spectrometry der ASMS (2003) gewürdigt. In der Massenspektrometrie-basierten Analytik und weit darüber hinaus bleibt Fred McLafferty unvergessen.

2019

Prof. Dr. Herbert Budzikiewicz

Die Deutsche Gesellschaft für Massenspektrometrie nimmt Abschied von Prof. Dr. Herbert Budzikiewicz, der am 9. Juli 2019 im Alter von 86 Jahren verstarb. Nach dem Studium der Chemie und Promotion im Fach Organische Chemie war der gebürtige Wiener von 1961 bis 1965 an der Stanford University, USA, als Leiter der Abteilung für Massenspektrometrie tätig. Bereits 1966 habilitierte er sich an der TU Braunschweig und war seit 1970 als ordentlicher Professor an der Universität zu Köln tätig.

Seine umfangreichen wissenschaftlichen Arbeiten führte er sowohl auf dem Gebiet der Entwicklung und Anwendung massenspektrometrischer Methoden, als auch im Bereich der Naturstoffchemie aus. Sie führten zu annähernd 500 wissenschaftlichen Publikationen und zahlreichen Buchbeiträgen, wie dem Lehrbuch „Mass Spectrometry of Organic Compounds“ (Holden Day, San Francisco, 1967), das er zusammen mit Carl Djerassi und Dudley Williams verfasste und dem inzwischen in der 6. Auflage zusammen mit Mathias Schäfer, Univ. Köln, erschienenen Buch „Massenspektrometrie: eine Einführung“ (Wiley-VCH, Weinheim, 2012).

Herbert Budzikiewicz war jahrzehntelang ein aktives Mitglied der DGMS bzw. ihrer Vorgängerorganisation AGMS, deren Vorsitz er von 1983 bis 1985 innehatte. Im Jahr 2004 wurde Herbert Budzikiewicz von der DGMS mit dem Wolfgang-Paul-Vortrag ausgezeichnet, den er zur Eröffnung der 37. Jahrestagung in Leipzig hielt (Bild).
Wir trauern um einen großen Massenspektrometriker.

Herbert Budzikiewicz beim Wolfgang-Paul-Vortrag in Leipzig 2004.

2017

Prof. Dr. Alfred Benninghoven

Im Alter von 85 Jahren verstarb am 22. Dezember 2017 Prof. Dr. Alfred Benninghoven. Sein Name ist untrennbar verknüpft mit der beeindruckenden Entwicklung der Sekundärionen-Massenspektrometrie in den vergangenen 50 Jahren.

In den 1970er Jahren entwickelte er mit der „static SIMS“-Methodik die Grundlagen für die heute weltweit eingesetzte TOF-SIMS-Technologie. In den 1980er Jahren war er in Münster neben der Erforschung materialwissenschaftlicher Fragestellungen auch intensiv beteiligt an den Diskussionen zur Bildung großer Molekülionen. Er organisierte unter anderem die Tagungsserien „SIMS I – XIV“, „SIMS Europe I – VI“ sowie die Tagungsserie „IFOS I – V“ (Ion Formation from Organic Solids), die neben der Sekundärionen-Massenspektrometrie die wichtigen „Meilenstein“-Methoden Plasmadesorption (PDMS), Laserdesorption (LDMS), Thermospray, Liquid SIMS, Fast Atom Bombardment (FAB), Matrix-unterstützte Laserdesorption/Ionisation (MALDI) sowie verschiedene Nachionsisationsverfahren behandelte. Alfred Benninghoven hat den Kontakt zu den verschiedenen Strömungen der modernen Massenspektrometrie auch nach seiner Emeritierung im Jahre 1997 bis ins hohe Alter aufrecht erhalten. Er wird als ein bedeutender Massenspektrometriker unvergessen bleiben.

Jahrestagung der DGMS 2003, Münster: (v.l.n.r.) Franz Hillenkamp (+ 2014), Jasna Peter-Katalinic, Manfred Hesse (+ 2011), Hans-Friedrich Grützmacher (+ 2025), Alfred Benninghoven (+ 2017).

Text: Bernhard Spengler, Bild: Jürgen Gross

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