20th International Mass Spectrometry Conference

Die MS-Gesellschaften der Schweiz, Frankreichs und Italiens organisierten die 20th International Mass Spectrometry Conference (IMSC) vom 24.–29. August 2014 in Genf.

Die MS-Gesellschaften der Schweiz, Frankreichs und Italiens hatten sich unter der Schirmherrschaft der International Mass Spectrometry Foundation (IMSF) zusammengefunden, um die 20th International Mass Spectrometry Conference (IMSC) vom 24.–29. August 2014 in Genf unter der Federführung von Renato Zenobi (ETH Zürich) und Marc Suter (Eawag, Dübendorf) als lokale Organisatoren auszurichten. Zur 20th IMSC waren rund 1600 Teilnehmer angereist und 41 Aussteller hatten Ihre Stände im Genfer Konferenzzentrum (CICG) aufgebaut.

Im Genfer Konferenzzentrum (CICG) herrschte Hochbetrieb.

Im Vorfeld der Tagung gab es einen zweitägigen Kurs “Fundamentals of Mass Spectrometry” (O. David Sparkman, Stockton und Jürgen H. Gross, Heidelberg) sowie sonntags eintägige Kurse über “Ambient Mass Spectrometry” (Zheng Ouyang, Purdue University, West Lafayette) und “Targeted Proteomics” (Ruedi Aebersold, ETH Zürich).

O. David Sparkman (Stockton, CA) doziert im zweitägigen Kurs “Fundamentals of Mass Spectrometry”.
Am Sonntagabend begrüßen Renato Zenobi (links am Pult) und Marc Suter die Tagungsteilnehmer.

Dem internationalen Publikum boten die Organisatoren bei der Tagungseröffnung ganz traditionelle Schweizer Musik. So kam es, dass Alphornbläser auftraten und die Streichmusik Urnäsch musizierte mit Hackbrett, Violine, aber auch mit Kuhglocken und melodisch kreisenden Münzen in Keramikschalen.

Alphornklang und Fahnenschwenken bei der Eröffnung der 20th IMSC.
Die Streichmusik aus Urnäsch bei St. Gallen.
Schweizer volkstümliche Musik hat auch ganz besondere Instrumente.

Der erste Plenarvortrag der Tagung wurde von Nobelpreisträger Jules Hoffmann (Universität Straßburg) nach der Eröffnungsfeier am Sonntagabend über ererbte und angepasste Immunreaktionen gehalten. Die weiteren Plenarvorträge waren jeweils als Tagesauftakt von Montag bis Freitag gleich morgens um acht Uhr gelegt worden. Das bei der IMSC thematisch sehr breit angelegte wissenschaftliche Programm mit den eingereichten Beiträgen füllte dann den Tag. Es war auf fünf Parallelsession verteilt, die jeweils vormittags und nachmittags in zweistündigen Blöcken angesetzt waren. Jede dieser Sessions war wiederum aus einer 40-minütigen Keynote Lecture und fünf eingereichten Beiträgen zusammengesetzt. Dazwischen waren von elf bis fünfzehn Uhr die Postersessions, die von mittäglichen Lunch-Seminaren verschiedener Firmen unterbrochen wurden. Da die Posterbeiträge jeweils nur einen Tag hängen konnten, ging es in den Postersessions im niedrigen Untergeschoss des CICG stets eng und sehr betriebsam zu. Außerdem wurden noch etliche Workshops in den Abendstunden angeboten, die auf gute Resonanz stießen. Details zum umfassenden Tagungsprogramm kann man der Tagungswebsite entnehmen (www.imsc2014.ch).

Eröffnungsvortrag über ererbte und angepasste Immunreaktionen von Nobelpreisträger Jules Hoffmann (Universität Straßburg).
Das größte Auditorium des CICG mit seinem etwas eigenwilligen Bestuhlungssystem.
Brain Chait (Rockefeller University, New York) begann seine gelungene Keynote Lecture mit den allerersten Beobachtungen des Elektrospray-Prozesses, die gemacht wurden, lange bevor es Massenspektrometrie überhaupt gab.

Curt Brunnée Award

Der Curt Brunnée Award wird für ein herausragenden Beitrag zur instrumentellen Entwicklung in der Massenspektrometrie an Preisträger vergeben, die das 45. Lebensjahr noch nicht überschritten haben. 2014 erhielt ihn Dimitris Papanastasiou (Fasmatech, Athen). Seine Arbeit widmet sich der Erforschung und dem Verständnis von Ionentransportprozessen nachdem diese Ionen von Atmosphärendruck-Ionisationsquellen generiert wurden. Er entwickelt  Baugruppen zur Fokussierung von diffusen Ionenschwärmen und arbeitet an deren Implementierung u.a. in der Ionenmobilitätsspektrometrie (IMS).

Dimitris Papanastasiou mit dem Curt Brunnée Award. In der Mitte die Jury-Vorsitzende und künftige IMSF-Vorsitzende Cathy E. Costello (Boston University, MA), rechts Ken Miller (Thermo Fisher Scientific, USA).

SGMS Award

Die Schweitzer Gesellschaft für Massenspektrometrie (SGMS) vergibt den SGMS Award an einen Wissenschaftler unter 40 Jahren, der in der Schweiz arbeitet oder als Schweizer Forscher im Ausland entsprechende Kriterien erfüllt. Der Preis honoriert bisher in der MS Erreichtes und stellt einen Kredit an Anerkennung für künftige Arbeiten des Preisträgers dar. Von einer fünfköpfigen internationalen Jury wurde Yury Tsybin (EPFL, Lausanne) ausgezeichnet. In der Begründung für die Vergabe wurden seine Leistungen als Leiter einer jungen Forschungsgruppe, seine eigenständige wissenschaftliche Zielsetzung, Organisation von Kursen auf höchstem Niveau aber auch die Drittmitteleinwerbung und sein internationales Rennomee angeführt.

Marc Suter (links) überreicht den SGMS Award an Yury Tsybin (EPFL, Lausanne).

Thomson Medal

Die Vertreter der in der IMSF vereinigten Gesellschaften hatten insgesamt 19 Kandidaten für die Thomson Medal nominiert, die seit 1985 anlässlich der IMSC vergeben wird. Die Thomson Medal ist zur Ehre von Sir J. J. Thomson benannt, der mit seinem Massenspektrographen die MS ins Leben gerufen hat. Thomson Medal wird von der International Mass Spectrometry Foundation (IMSF) selbst ausgelobt. In zwei Abstimmungsrunden wurden die beiden bei der Genfer Tagung Auszuzeichnenden nominiert. Verliehen wurde die hochrangige Auszeichnung während der 20th IMSC an Carol V. Robinson (Oxford, GB) und Renato Zenobi (ETH Zürich, CH). Carol Robinson wurde für ihre Arbeiten zur Untersuchung von Proteinkomplexen ausgezeichnet. Renato Zenobi erhielt die Thomson Medal für seine Beiträge zur Methodenentwicklung und Anwendungen der Ambient MS.

Die Thomson Medals überreichen der scheidende IMSF-Vorsitzende Marcos Eberlin (Unicamp, Campinas, links) und Marc Suter (Eawag, Dübendorf, ganz rechts) an Carol V. Robinson (Oxford, GB) und Renato Zenobi (ETH Zürich).

JMS Award

Der JMS Award zeichnet junge Autoren für herausragende Publikation im Journal of Mass Spectrometry (JMS) aus. Es handelt sich um einen Bewerbungspreis, den eine unabhängige Jury vergibt. Für Publikationen in den Jahrgängen 2012 und 2013 wurden folgende Preisträger von Einar Uggerud (Jury, Universität Oslo) und Michael Linscheid (JMS, Humboldt Universität Berlin) ausgezeichnet: Kathirvel Alagesan (MPI für Kolloide und Grenzflächen) “A novel, ultrasensitive approach for quantitative carbohydrate composition and linkage analysis using LC-ESI ion trap tandem mass spectrometry”; Denis M. Chernyshev (National Research Nuclear University MEPhI, Linantek, Russland) “Method of duty cycle enhancement for orthogonal accelerator TOF MS with axial symmetric mass analyser, connected with drift tube IMS”; Stamatios Giannoukos (University of Liverpool, UK) “Membrane inlet mass spectrometry for in-field security applications”; Jozef Lengyel (Academy of Science of the Czech Republic) “Nucleation and chemical reactivity of mixed aerosol particles: new approach based on mass spectrometric detection” und Michael Wleklinski (Purdue University, USA) “Synthesis and reactions of atomically precise clusters at atmospheric pressure”.

Die Preisträger des JMS Award (von links) Michael Wlekinski, Jozef Lengyel, Stamatios Giannoukos, Denis Mikhailovich Chernyshev, Kathrivel Alagesan, dahinter Einar Uggerud (Jury) und Michael Linscheid (JMS).

Conference Dinner

Das Conference Dinner wurde in einem Flügel des Bâtiment des Forces Motrices veranstaltet. Im Jahr 1886 als Pumpwerk für die Wasserversorgung Genfs am Auslauf der Rhône aus dem Genfer See erbaut, ist das Bâtiment des Forces Motrices (BFM) seit 1997 ein stilvoller Veranstaltungsort, der im Hauptteil ein Opernhaus beherbergt. Aufgrund der mit 500 Personen recht begrenzten Teilnehmerzahl waren Tickets sehr begehrt.

Das Bâtiment des Forces Motrices ist über die Rhône gebaut.
Conference Dinner im Bâtiment des Forces Motrices.

Die nächste IMSC

Mit der Genfer Tagung hatte die IMSF auf einen nun zweijährigen Turnus umgestellt. Die 21st IMSC wird daher vom 20.–26. August 2016 im Kanadischen Toronto stattfinden. Erste Infos sind schon auf der Tagungswebsite (www.imsc2016.ca)

Text und Bilder: Jürgen H. Gross, Universität Heidelberg

 

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