36. DGMS-Jahrestagung in Münster 2003

Im festlichen Ambiente des Schlosses der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster fand dieses Jahr die 36. Diskussionstagung der Deutschen Gesellschaft für Massenspektrometrie statt.

Über 270 angemeldete Teilnehmer trugen mit 32 Kurzvorträgen und 95 Postern zum wissenschaftlichen Austausch im Rahmen der Tagung bei. Unmittelbar vor Beginn der Tagung wurden wieder zwei zeitlich parallele Workshops für die Tagungsteilnehmer angeboten. Für einen Obulus von 10,- ¿ konnte man am Sonntag Nachmittag entweder eine Einführung in die Massenspektrometrie der Glykokonjugate erhalten oder die Grundlagen der Flugzeitmassenspektrometrie (time-of-flight, TOF) erarbeiten, ohne die in der modernen Biochemie, aber auch in vielen anderen Bereichen der Analytik höhermolekularer Verbindungen fast nichts mehr geht – ein Faktum das nicht zuletzt auf die bahnbrechende Entwicklung der MALDI-TOF-MS durch Hillenkamp und Karas an der gastgebenden Universität zurückzuführen ist. Die beiden Workshops standen unter der Federführung von J. Peter-Katalinic , deren Arbeitsgruppe auch die lokale Organisation der Tagung übernommen hatte, bzw. von U. Boesl (TU München).

Nach der Begrüßung durch die Organisatorin und den DGMS-Vorsitzenden, J. Grotemeyer (Universität Kiel), folgte der fachliche Einstieg mit dem Wolfgang Paul-Vortrag. Dieser wurde von dem Vater der Fourier-Transform Ionencyclotronresonanz-Massenspektrometrie, A.G. Marshall (NHFL, Tallahassee, Fl) zum Thema “Accurate Mass Measurement:Taking Full Analytical Advantage of Nature’s Isotopic Complexity” gehalten. Mit dieser Anerkennung ist Marshall nun der siebte auf diese Weise geehrte Forscher. Er demonstrierte eindrucksvoll, dass echte Massenauflösung im Überfluß völlig neue Zugänge zu analytischen Problemstellungen eröffnet.

Die wissenschaflichen Hauptvorträge deckten die unterschiedlichsten Bereiche der Massenspektrometrie ab. Sie wurden von R. Lobinski (CNRS, Pau, Frankreich) “Metalloproteomics: at the Crossroads of Inorganic and Organic Mass Spectrometry”, M. Hesse (Universität Zürich, Schweiz) “Massenspektrometrie und Pferdesport”, A. J. R. Heck (Universität Utrecht, Niederlande) “Quantitative Proteomics: A Case for Mass Spectrometry and a Case for 2D Gel Analysis” und E. Gelpi (IIBB, Barcelona, Spanien) “Contributions of Mass Spectrometry as a Problem Solving Technology in Biomedical Cases?” gehalten.

Aus der Reihe des Üblichen fiel das als Tandem-Hauptvortrag (HV/HV) angelegte Joint Venture über “MS in MS” von A. Benninghoven und F. Hillenkamp in dem beide – kurzweilig, engagiert, informativ und nicht ohne Augenzwinkern – sehr persönlich Rückblick auf Ihre eigenen Arbeiten warfen.

Die diesjährigen Wolfgang Paul-Förderpreise, gestiftet von der Firma Bruker-Daltonics, wurden in Gestalt zweier Promotionspreise und eines Diplompreises vergeben. Ausgezeichnet wurden S. Trimpin (Promotion im AK Müllen am MPI für Polymerforschung, Mainz) für ihre Arbeit zur lösungsmittelfreien MALDI-Präparation und M. Wind (Promotion bei W.-D. Lehmann am DKFZ, Heidelberg) für seine Arbeit zur Analyse phosphorylierter Proteine mittels kombiniertem Einsatz von LC-ICP-MS und LC-ESI-MS/MS sowie A. Rohlfing (Diplom im AK Hillenkamp, Münster) für seine photoakustische Untersuchung des Laserdesorptionsprozesses.

In Anerkennung seiner wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiet Bioanalytik und insbesondere für sein Lehrbuch “Massenspektrometrie in der Biochemie” wurde W.-D. Lehmann (DKFZ, Heidelberg) mit dem Life-Science-Preis 2003, gestiftet von der Fa Applied Biosystems, geehrt. Zur großen Überraschung wurde der nach vierjähriger Pause wieder ausgeschriebene älteste und bestdotierte Preis der DGMS, der Mattauch-Herzog Förderpreis nach reiflicher Überlegung der Jury in diesem Jahr nicht vergeben. Die Sponsor-Firma, Thermo-Finnigan, hat die für 2003 vorgesehene Preissumme der DGMS für spätere Verwendung als Preisgeld zu treuen Händen übergeben.

Ebenfalls während der 36. DGMS-Tagung wurde die alljährliche Mitgliederversammlung der Gesellschaft abgehalten. In Anerkennung seiner Beiträge zur Massenspektrometrie und zur Entwicklung der DGMS, verlieh J. Grotemeyer, der Vorsitzende der DGMS, die erste Ehrenmitgliedschaft an C. Brunneé. Brunneé war vor gut einem Jahrzehnt auch selbst Vorsitzender der – damals noch als Arbeitsgemeinschaft Massenspektrometrie, AGMS – bekannten Vereinigung. Sein Einstieg in die MS vor rund 50 Jahren und seine 35-jährige Arbeit in der Geräteentwicklung führten zu einer Vielzahl hochkarätiger Publikationen und wichtiger Patente. Inhaltliche Hauptthemen der Versammlung waren die aktuelle Entwicklung der Gesellschaft und die rechtlichen Hürden auf dem Weg zu einem gemeinnützigen e.V. Um in jeder Beziehung klare Verhältnisse zu schaffen, rief J. Grotemeyer alle am Fortbestand ihrer Mitgliedschaft Interessierten dringend auf, Adressänderungen unverzüglich mitzuteilen und natürlich auch die Mitgliedsbeiträge (20 ¿ a-1) verläßlich zu entrichten.

Das rustikale “Conference Dinner” im Gräftenhof des Mühlenhof Freilichtmuseums Münster bildete den geselligen Abschluß der vom AK Peter-Katalini ansprechend gestalteten Tagung. Die 37. DGMS Diskussionstagung wird organisiert von R. Wennrich vom 7.-10. März 2004 am Umweltfroschungszentrum Leipzig stattfinden. Weitere Informationen sind über die Website der DGMS (http://www.dgms.de) zu finden.

 

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Text und Bilder: Jürgen H. Gross, Universität Heidelberg

 

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