40. DGMS-Jahrestagung in Bremen 2007

Bei dem wohl strahlendsten Frühlingswetter seit Ausrichtung der DGMS-Tagungen im März wurde den Tagungsteilnehmern durchaus eine Entscheidung abverlangt, sich in den Hörsaal zu begegeben, anstatt auf dem Campus die Sonne zu genießen.

Die meisten blieben tapfer bei der Sache und stillten ihren Sonnenhunger bei dem kurzen Spaziergang zwischen dem Hörsaalgebäude und der Glashalle, einem riesigen hellen Foyerbereich, in dem auch Postersessions und Firmenstände gut untergebracht waren. So konnte die 40. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Massenspektrometrie (DGMS) mit rund 400 Teilnehmern – zehnmal soviele wie die laufende Nummer der Tagung – zu einer gelungenen wissenschaftlichen Veranstaltung gedeihen. Dies belegen unter anderem die Einreichung von 140 Postern und 52 Vorträgen, die sich in den Rahmen aus vier Hauptvorträgen einfügten. In den Mittagspausen wurden Lunch-Seminare mehrerer der insgesamt 23 ausstellenden Firmen angeboten.

Glashalle der Uni Bremen.

Vor dem Beginn der eigentlichen Tagung fanden am Sonntagnachmittag gleich fünf Workshops statt, die für 20 ¿ Teilnahmegebühr regen Zuspruch fanden. Im Einzelnen waren dies „LC-MS von Verbindungen mit geringer Polarität“ (U. Karst und R. A. Wolf), „Inorganic Mass Spectrometry in Environmental, Medical and Forensic Sciences“ (J. S. Becker und J. Vogl), „Affinitäts-Massenspektrometrie – neue Entwicklungen und Anwendungen“ (M. Przybylski), „Quantifizierung von Proteinen“ (P. R. Jungblut, C. Scheler und W. Weckwerth) und schließlich „Data Processing“ (M. Wilm).

Wissenschaftliches Programm

Tandem-Massenspektrometrie und Ionenchemie in der Gasphase verdanken viel den Arbeiten von Jean Futrell (Pacific Northwest National Laboratory, Richland), der mit einer Einladung als Wolfgang-Paul-Vortragender für seine Arbeiten geehrt wurde, die bislang in rund 600 Publikationen mündeten. Unter dem Titel „A Short History of Tandem Mass Spectrometry – The Past 40 Years“ gab er Einblicke in seinen wissenschaftlichen Werdegang von der US Air Force bis zur Universität und in die Grundlagen der Massenspektrometrie.

Jean Futrell beim Wolfgang-Paul-Vortrag

Die Hauptvorträge der Tagung wurden gehalten von Michael T. Bowers (University of California at Santa Barbara) „Ion Mobility Mass Spectrometry – Applications to Biomolecules“, Don Smith (National High Magnetic Field Laboratory, Tallahassee) „Current Approaches for  Characterization of Non-Polar Species in Complex Hydrocarbon Mixtures by FT-ICR-MS“, Eugene N. Nikolaev (Institute for Energy Problems in Chemical Physics, Russian Academy of Science, Moscow) „Supercomputer Modelling of Ion Cloud Dynamics in FT-ICR and Quadrupole Devices“ und Christopher L. Hendrickson (National High Magnetic Field Laboratory, Tallahassee) „Advances and Challenges in High Field Fourier Transform  Ion Cyclotron Resonance Mass Spectrometry“.

Drumherum

Als Organisator vor Ort hatte Karl Peter Wanczek seinen Ruhestand massiv unterbrochen und auch gleich noch seine Frau Marina mit eingespannt, um einen reibungslosen Verlauf der Tagung mit ihrem dicht gepackten Programm sicherzustellen. Der Themenschwerpunkt der Hauptvorträge – FT-ICR-MS – spiegelte daher vielleicht nicht nur den aktuellen Trend zu diesen Geräten, sondern auch sein persönliches Forschungsinteresse wider.

Für das Konferenz Dinner hatten die Wanczeks das Übersee Museum ausgewählt, in dem man nach dem gepflegten Mahl  unter fachkundiger Führung oder auch nach eigener Lust und Laune einen Teil der Ausstellung mit Praktischen, Religiösem, Kulturellem und Natukundlichem aus aller Herren Länder erkunden konnte. Für alle, die nach Tagungsende noch nicht genug hatten, boten zwei große in Bremen ansässige Gerätehersteller noch Werksführungen an.

Konferenz Dinner im Übersee Museum.
Dank an Karl Peter und Marina Wanczek.

Auszeichnungen

Für „Revolutionäre Veränderungen in den Lebenswissenschaften“ wurde Matthias Wilm (EMBL Heidelberg) von der Jury-Vorsitzenden Jasna Peter-Katalinic und Petra Blankenfeld von der Stifterfirma mit dem Applied-Biosystems-Life-Science-Preis 2007 geehrt. Wilms Verdienste sind die Entwicklung der nanoESI sowie der Einsatz und die Weiterentwicklung von Datenverarbeitungtechniken für die Spektrenauswertung.

Matthias Wilm beim Vortrag.

Drei Preisträger durfte Jury-Vorsitzender Klaus Heumann mit dem von Bruker Daltonik gestifteten Wolfgang-Paul-Preis auszeichnen. Den Diplomstudienpreis errang Jens Ketelaer (Diplom bei Klaus Blaum Universität Mainz und GSI Darmstadt) für seine Arbeit „FT-ICR detection with single-ion sensitivity for high precision mass measurements on superheavy elements“. Die Wolfgang-Paul-Promotionspreise wurden an Florian Wolschin (Promotion bei W. Lehmann, DKFZ Heidelberg und W. Weckwerth, MPI Potsdam) für seine Arbeit „Protein Phosphorylation Analysis Based on a Novel Affinity Chromatography and Mass Spectrometry“ und an Sergey Vakhrushev (Promotion bei H. F. Arlinghaus und J. Peter-Katalinic, Universität Münster) für seine Arbeit „Mass Spectrometric Methods and Bioinformatics for Glycomics: Application to Congenital Disorders of Glycosylation“ vergeben.

Jochen Franzen (links) gratuliert den Wolfgang-Paul-Preisträgern: Florian Wolschin, Sergey Vakhrushev und Jens Ketelaer. Rechts davon DGMS-Vorsitzender Jürgen Grotemeyer und Jury-Vorsitzender Klaus Heumann.

Speziell für den wissenschaftlichen Nachwuchs verleiht die DGMS den Mattauch-Herzog-Preis, dessen Preisgeld von ThermoFisher gestiftet wird. Jury-Vorsitzender Dietmar Kuck ehrte in diesem Jahr erstmals zwei Preisträger, nämlich Jörg Bettmer (Institut für Anorganische Chemie und Analytische Chemie, Universität Mainz) „Moderne ICP-MS Kopplungstechniken: Methodenentwicklung und Anwendungen in der Analytik von Biopolymeren“ und Dirk Schaumlöffel (CNRS, Centre Technologique Hélioparc, Pau) für „Neue Entwicklungen zur Peptidanalytik mit Nano-Chromatographie und ICP-MS“. Die Vorträge der beiden Preisträger belegten klar, wie richtig diese Entscheidung der Jury gewesen war.

Strahlende Preisträger: Dirk Schaumlöffel und Jörg Bettmer.

Ausblick

Die 41. DGMS-Tagung wird vom 2.-5. März 2008 an der Uni Giessen ausgerichtet. Bernhard Spengler, der lokale Organisator, ließ bereits bei seiner Einladung am Ende dieser Tagung keinen Zwiefel daran, dass er intensiv auf eine rundum gelungene Tagung hinarbeitet.

Eine Bildergallerie zur 40. DGMS-Tagung, Einblicke in die Aktivitäten der DGMS sowie Infos über die Bewerbung zu den wissenschaftlichen Preisen finden sie auf der Homepage der Gesellschaft (https://www.dgms.eu).

Außerdem sei auf die 18th IMSC im Spätsommer 2009 hingewiesen, die von der DGMS dann ebenfalls in Bremen ausgerichtet werden wird. Eine Vorregistrierung ist bereits jetzt online (http://www.imsc-bremen-2009.de) möglich.

Auf Wiedersehn in Bremen 2009.

 

>>> Hier geht es zu großen Bildergalerie der Tagung

Text und Bilder: Jürgen H. Gross, Universität Heidelberg

 

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