Ein Bericht zur 56. Jahrestagung der DGMS in Göttingen.
Tagungseröffnung
Die 56. Jahrestagung der DGMS fand in diesem Jahr vom 4.–7. März in Göttingen statt. Damit wurde die Tagung 2025 erstmals von Dienstag auf Freitag veranstaltet, weil so die Überlappung mit den Fastnachtstagen verringert werden konnte, die allerdings am Veranstaltungsort ohnehin nur marginale Bedeutung zu haben schienen. Zur Organisation der Tagung hatte sich in Göttingen ein Team von Universität und MPI zusammengefunden, in dessen Namen Henning Urlaub (MPI für Multidisziplinäre Wissenschaften, Göttingen) und Konrad Koszinowski (Univ. Göttingen) die TagungsteilnehmerInnen am Dienstagnachmittag in der Alten Aula der Universität begrüßten. Im Organisationsteam vor Ort wirkten außerdem Kirstin Feußner, Holm Frauendorf, Olaf Jahn, Christof Lenz und Juliane Liepe mit. Seitens der DGMS wurden sie von Marianne Engeser (Univ. Bonn) unterstützt. Für das Event-Management war die Leipziger Firma Eventlab mit an Bord.

Henning Urlaub (MPI, Göttingen) und Konrad Koszinowski (Univ. Göttingen) bei der Begrüßung der TagungsteilnehmerInnen.

Ein humoristisches Zwiegespräch verwies mal kurz auf den Fastnachtsdienstag. Sonst war von Fastnacht in Göttingen nicht wirklich was zu spüren.
Ebenso begrüßte der Vorsitzende der DGMS, Thorsten Benter (Univ. Wuppertal), die Anwesenden und wünschte allen eine erfolgreiche Tagung mit gutem Austausch. Er dankte den Organisatoren der Tagung in Göttingen und betonte seine Dankbarkeit für die in unserer Welt stark rückläufige Selbstverständlichkeit, eine Tagung mit freiem Austausch in Frieden in einem freien demokratischen Land besuchen zu können.

Thorsten Benter (Univ. Wuppertal) begrüßt die die TagungsteilnehmerInnen in Göttingen.
Zahlen und Fakten
Die Tagung war mit knapp unter 400 TeilnehmerInnen gut besucht. Das Programm umfasste 265 Beiträge, davon 6 Plenarvorträge und 15 Keynote-Vorträge in jeder der thematischen Sessions. Denen folgten jeweils drei angemeldete Kurzvorträge pro Session, also insgesamt 45 davon. Die verbliebenen Beiträge wurden auf annähernd 200 Postern vorgestellt, wofür zwei Postersessions am Nachmittag vorgesehen waren. Im Bereich der Posterausstellung waren auch wieder etliche Firmen mit Anboten rund um die Massenspektrometrie präsent und unterstützten so auch die Tagung mit Sponsorenmitteln.
Vor der Tagung waren in diesem Jahr zwei Workshops angeboten worden. Es trafen sich die Mitglieder der DGMS-Fachgruppe MS Imaging zu einem Workshop mit dem Thema „IT Tools for Data Analysis in Mass Spec Imaging (MSI)“ und die der DGMS-Fachgruppe Core Facilities zum „Annual Conference Workshop“.
Wolfgang-Paul-Vortrag
Triplequadrupol-Massenspektrometer sind in der Anwendung extrem zahlreich und ohne diese Instrumente wären klinische Routineanwendungen wie das Neugeborenen-Screening auf Stoffwechselerkrankungen nicht machbar. Für die Entwicklung des Triplequadrupol-Massenspektrometers wurde daher Richard A. Yost (University of Florida, Fl) mit der Einladung ausgezeichnet, den Wolfgang Paul-Vortrag zu halten, der eine Persönlichkeit für ihr prägendes Werk auf dem Gebiet der Massenspektrometrie ehrt. Aus familiären Gründen war es Richard Yost leider nicht möglich, zur Tagung anzureisen, sodass er den Vortrag online halten musste. Unter dem Titel “The Triple Quadrupole: Innovation, Serendipity and Persistence” machte noch einmal die lange Reise von der ersten Idee, ein computergesteuertes Tandem-Massenspektrometer zu konstruieren bis zur Realisation. Neben der Ausdauer, das Projekt durchzuziehen, betonte er, wie wichtig es war, dass ihn damals zur richtigen Zeit die richtigen Leute unterstützten: Erst Chris Enke (Michigan State University), der ihm als sein Betreuer den Raum für das Projekt gab, und später die Zusammenarbeit mit Jim Morrison (LaTrobe University) für die konkrete Umsetzung. In seinem Vortrag zeichnete in lebhafter Weise die Entwicklung des Triplequadrupol-Massenspektrometers nach. Mehr dazu findet man in einem Artikel von R. Yost aus dem Jahr 2022 (10.1016/j.jmsacl.2022.05.001).

Richard A. Yost (University of Florida, Fl) wurde mit dem Wolfgang-Paul-Vortrag geehrt (Bild www.owlstonemedical.com).
Ehrenmedaille für Michael Linscheid
Der Vorsitzende der DGMS, Thorsten Benter (Univ. Wuppertal), hatte die angenehme Aufgabe, eine Ehrenmedaille zu verleihen. Die Ehrenmedaille der DGMS wird an Personen vergeben, die sich in außergewöhnlicher Weise um die DGMS verdient gemacht haben. Bereits 2024 auf der Tagung in Freising war der Beschluss, die Ehrenmedaille der DGMS an Michael Linscheid (Humboldt Univ. Berlin) zu verleihen, bekannt gemacht worden. Da eine persönliche Verleihung damals aber nicht möglich war, wurde das in diesem Jahr in Göttingen nachgeholt. Michael Linscheid, so die Begründung in der Laudatio, habe sich im Laufe der letzten Jahrzehnte durch eine Vielzahl von Aktivitäten für die Gesellschaft eingesetzt. Von 1992–1996, damals noch in der AGMS, und dann erneut 2013–2016 hatte er den Vorsitz der Gesellschaft inne. Außerdem fungierte er als Jurypräsident von Preisen der DGMS und war im Beirat des Vereinsvorstands. Besonders hervorzuheben ist, dass er dreimal die Jahrestagung organisierte, nämlich 1991 am ISAS in Dortmund sowie 2000 und 2013 an der HU Berlin. Michael Linscheid waren die AGMS und DGMS immer wichtig, weil sie gerade auch dem wissenschaftlichen Nachwuchs eine hervorragende Plattform zur Präsentation eigener Ergebnisse und zum offenen Austausch mit allen Tagungsteilnehmern boten.

Michael Linscheid (Humboldt Univ. Berlin) erhält die Ehrenmedaille der DGMS aus den Händen von Thorsten Benter (Univ. Wuppertal) für seine großen Verdienste um unsere massenspektrometrische Gesellschaft.
Wolfgang-Paul Studienpreise
Weitere Auszeichnungen am Eröffnungsabend waren die Wolfgang-Paul-Studienpreise, die auf Initiative des inzwischen verstorbenen Jochen Franzen seit 1997 für Dissertationen und Masterarbeiten vergeben werden, die einen deutlichen Beitrag zur Entwicklung der MS leisten. Das Preisgeld von aktuell 5000 € für die Promotion und 2500 € für die Masterarbeit wird seither von Bruker Daltonics gestiftet. Nach dieser Einführung durch den Jury-Vorsitzenden Michael Mormann (Univ. Münster) wurden die Auszeichnungen vergeben. Die Urkunden überreichten Jürgen Srega (Stifterfirma Bruker Daltonics, Bremen) und Michael Mormann. Die Wolfgang-Paul-Studienpreise 2025 erhielten Niklas Geue (Promotionspreis, Gruppe von Perdita Barran, Univ. Manchester) und Maximilian Albrecht (Masterpreis, Gruppe von Robin Golser, Univ. Wien). Niklas Geue stellte seine Arbeit „Formation, Characterisation and Disassembly of Metallosupramolecular Complexes in vacuo” im Anschluss an die Preisverleihung in einem Kurzvortrag vor. Die Masterarbeit von Maximilian Albrecht über „Measurement of ion residence times in the ILIAMS cooler with a new multi-beam switcher” wurde auf einem Poster präsentiert.

Nach der Verleihung der Wolfgang-Paul-Studienpreise (v.l.): Thorsten Benter (Univ. Wuppertal), Niklas Geue (Univ. Manchester), Felix Albrecht (Univ. Wien), Jürgen Srega (Bruker Daltonics, Bremen) und Michael Mormann (Univ. Münster).
Vortragsprogramm
Im Tagungsprogramm waren dieses Jahr gleich sechs Plenarvorträge aufgeführt, die als Starter der jeweiligen Halbtage dienten und nicht zuletzt durch Ihre durchweg hohe Qualität zu einer sehr regen Teilnahme an der Tagung beitrugen. In der Reihenfolge ihrer Präsentation im Tagungsverlauf waren die RednerInnen und ihre Themen: Thorsten Kleine (MPI for Solar System Research, Göttingen) “What isotopes tell us about the origin of the Earth”, Markus Ralser (Inst. Biochemistry, Charité, Berlin) “The Proteome in High Throughput”, Alexey Nesvizhskii (Dept. Pathology, University of Michigan Medical School, Michigan, USA) „FragPipe: comprehensive computational platform for quantitative proteomics and PTM analysis”, Lars Konermann (Dept. Chemistry, Western University, London, Ontario, Canada) “Atomistic Modeling of the ESI Process: From Taylor Cones to Biomolecular Ions and Magic Number Clusters”, Jana Roithová (Radboud University, Nijmegen, NL) “Mass Spectrometry in Catalysis Research” sowie Sarah O’Connor (MPI for Chemical Ecology, Jena) “Single cell mass spectrometry in medicinal plants”.

Thorsten Kleine (MPI for Solar System Research, Göttingen) “What isotopes tell us about the origin of the Earth”.

Markus Ralser (Inst. Biochemistry, Charité, Berlin) rast in High Throughput durch das Proteom.

Alexey Nesvizhskii (Dept. Pathology, University of Michigan Medical School, Michigan, USA) erläutert „FragPipe”, eine Software Plattform für quantitative Proteomics.

Im ehrwürdigen Ambiente der Alten Aula geht Lars Konermann (Dept. Chemistry, Western University, Ontario, Canada) der Freisetzung von Ionen in die Gasphase bei ESI auf den Grund.

Jana Roithová (Radboud University, Nijmegen, NL) untersucht katalytische Prozesse mit den Werkzeugen des Gasphasenionenchemie.

Tiefe Einblicke in den Metabolismus von medizinisch relevanten Pflanzen gibt Sarah O’Connor (MPI für Chemische Ökologie, Jena).
Enger mit der DPG verbinden
Die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) und die DGMS wollen ihre traditionelle Zusammenarbeit wieder etwas intensiver gestalten. Als erste Schritte in diese Richtung achten die beiden Gesellschaften nun gegenseitig darauf, ihre Jahrestagungen nicht gleichzeitig zu halten und bei diesen mindestens einen Vortrag gezielt aus der jeweils anderen Gesellschaft im Programm zu haben. In diesem Jahr war Lutz Schweikhard (Univ. Greifswald) eingeladen, als erster Redner in dieser Reihe seine umfangreichen Arbeiten zu Präzisionsmassenmessungen von teils sehr kurzlebigen künstlichen Isotopen vorzustellen.

Lutz Schweikhard (Univ. Greifswald) schlägt mit seinem Beitrag “How to study molecular ions and atomic clusters by multi-reflection time-of-flight MS?“ die Brücke zur DPG, ist aber ebenso in der DGMS seit Jahrzehnten ein bekanntes Gesicht.
Vortragspreis der DGMS Young Scientists
Der Tagungsbeitrag von Tim Steinwachs (Gruppe von Uwe Karst, Univ. Münster) war beim Treffen der DGMS-Fachgruppe Young Scientists 2024 in Hünfeld von TeilnehmerInnen als bester Vortrag gewählt worden. Daher durfte er bei dieser DGMS-Jahrestagung seine Arbeit im großen Rahmen präsentieren und außerdem mit einem Preisgeld von 500 € nach Hause gehen, das von Agilent Waldbronn gestiftet wird. Tim Steinwachs stellte ein Verfahren vor, mit dem eine Tinte mit hochverdünnt zugesetzten nanoPartikeln in Kombination mit Single Particle ICP-MS genutzt werden kann, um Produktetiketten, Barcodes u.ä. fälschungssicher zu machen und auch Nachahmung zu detektieren.

Den Vortragspreis der Young Scientists erhielt Tim Steinwachs (Univ. Münster, rechts). Die Urkunde überreichten Christoph Müller (Agilent, Waldbronn) und Fachgruppensprecher (Hendrik Krolle, MS Vision, Almere).
Konferenz-Dinner
Es war eine Tagung der kurzen Wege: der Wilhelmsplatz mit dem alten Teil der Universität im Zentrum der Altstadt und das Lokal Bullerjahn nur wenige hundert Meter vom Wilhelmsplatz entfernt nahe bei dem Brunnen mit der Statue der Gänseliesel. In Göttingen gibt man traditionsgemäß der Gänseliesel nach erfolgreicher Promotion einen Kuss und spendiert ihr dazu noch ein Blumensträußchen. Im großen Gewölbekeller unter dem Göttinger Rathaus fand dann am Donnerstagabend das Konferenz-Dinner statt.

Henning Urlaub will hoch hinaus. Im Kellergewölbe des Lokals Bullerjahn begrüßt er die Gäste zum Konferenz-Dinner.

Kaiserwetter und Frühlingserwachen am Wilhelmplatz. Der Wechsel von der Alten Aula zur Alten Mensa schräg gegenüber sorgt für etwas Frischluft zwischen den Themenblöcken.
Mattauch-Herzog-Preis
Auch in diesem Jahr wurde der Der Mattauch-Herzog-Preis wieder zu gleichen Teilen an zwei Preisträger vergeben. Diesen Preis können NachwuchswissenschaftlerInnen bis zum vierzigsten Lebensjahr erhalten, wenn sie maßgebliche Entwicklungen auf dem Gebiet der Massenspektrometrie geleistet haben. Der Mattauch-Herzog-Preis ist mit einem Preisgeld von 12.500 € ausgestattet, das von Thermo Fisher Scientific gestiftet wird. Die Jury-Vorsitzende Andrea Sinz (Univ. Halle) stellte die diesjährigen Preisträger vor: David Clases (Univ. Graz) präsentierte seine Forschung in seinem Vortrag “Tailoring Elemental Mass Spectrometry to Chart our World at the Nanoscale” und Daniel Petras (University of California, Riverside) sprach über “From Molecules to Ecosystems – A Functional Metabolomics Toolbox to Study Chemical Exchange in Microbial Communities”. Zusammen mit Andrea Sinz überreichte Alexander Harder von der Stifterfirma (Thermo Fisher, Bremen) die Urkunden und Preisgelder.

Gruppenbild nach der Verleihung der Mattauch-Herzog-Preise (v.l.): Thorsten Benter (Univ. Wuppertal), Jury-Vorsitzende Andrea Sinz (Univ. Halle), Daniel Petras (University of California, Riverside), David Clases (Univ. Graz) und Alexander Harder (Thermo Fisher, Bremen).
Posterpreise
Die Tagungsorganisatoren hatten eine Posterpreis-Jury gebildet und die drei besten Poster mit jeweils 100 € Preisgeld prämiert. Die Posterpreise erhielten P-06-1 von Sally Marcher „Breathing New Life into a Legacy: DIY Revival of an API 2000 Tandem Mass Spectrometer” (TU Graz), P-11-10 von Alina Schindler “Advanced Imaging of Cytokine-Induced Metabolite Dysfunction in Mouse Small Intestine Organoids using High Lateral Resolution APS-MALDI Mass Spectrometry Imaging” (Univ. Gießen) und P-14-15 von Boris Krichel “High-precision Proteoform Quantitation Reveals Phosphorylation Kinetics of AMP-activated Protein Kinase” (Univ. Lübeck).

Posterpreisträger (v.l.) Sally Marcher, Alina Schindler und Boris Krichel (Annahme durch Charlotte Utrecht). Die Urkunden überreichte Henning Urlaub.
Von Niedersachsen nach Sachsen: 57. Jahrestagung 2026 in Leipzig
Die 57. Jahrestagung der DGMS wird vom 10.–13. März 2026, also ebenfalls wieder von Dienstag bis Freitag, in Leipzig stattfinden. Auch dort hat sich bereits ein ganzes Team an die Tagungsorganisation gemacht, in dessen Namen Uta Ceglarek und Jürgen Schiller (beide Univ. Leipzig) am Ende der Tagung eine herzliche Einladung zur Tagung auf den Campus Jahnallee aussprachen.

Save the date! Uta Ceglarek und Jürgen Schiller (beide Univ. Leipzig) laden vom 10.–13.3.2026 zur 57. DGMS Tagung nach Leipzig ein.
Vielen Dank!
Für eine erfolgreiche Tagung braucht es viel Vorbereitung. Zum Abschied von Göttingen dankte Marianne Engeser (Univ. Bonn), deren Aufgabe als Stellvertretende DGMS-Vorsitzende die Tagungsorganisation ist, dem gesamten Göttinger Team (Kirstin Feußner, Holm Frauendorf, Olaf Jahn, Konrad Koszinowski, Christof Lenz, Juliane Liepe und Henning Urlaub) und hatte eine große Tüte Süßes mit dabei. Ebenso zeigten sich die Organisatoren sehr glücklich über die Zusammenarbeit mit dem Event-Management durch die Leipziger Firma Eventlab. Deren Team aus Katja Störmer, Clarissa Strietzel, Susanne Häntzsch und Marlene Kutz hatte für einen reibungslosen Ablauf maßgeblich beigetragen und wird auch bei der kommenden Tagung wieder diese Aufgabe übernehmen.

Und ganz zum Schluss noch ein herzlicher Dank an die Organisatoren. Für den DGMS-Vorstand dankt Marianne Engeser (Univ. Bonn) dem Team für den Einsatz. Auf dem Bild (v.l.): Marianne Engeser, Henning Urlaub, Holm Frauendorf, Olaf Jahn, Christof Lenz.
Zusätzlich zu diesem Bericht gibt es eine umfangreiche Bildergalerie von der Tagung in Göttingen.
Text und Bilder: Jürgen H. Gross, Universität Heidelberg