37. DGMS-Jahrestagung in Leipzig 2004

Die Bagger schaufelten noch an den Außenanlagen, als in einem am Vortag fertiggestellten Interieur die 37. Diskussionstagung der Deutschen Gesellschaft für Massenspektrometrie (DGMS e.V.) im “Leipziger Kubus” eröffnet wurde.

Das freundlich helle Tagungsgebäude hat seinen Platz im “Wissenschaftspark Leipzig” dessen bekannteste Einrichtung wohl das Umweltforschungszentrum (UFZ) sein dürfte.  Das UFZ, vertreten durch Dr. R. Wennrich und Dr. M. Möder, war auch Gastgeber der diesjährigen Tagung. Mit rund 320 Teilnehmern war das Treffen das zweitbest besuchte in der Geschichte der DGMS-Tagungen, ein Umstand, der sich auch in 33 angemeldeten Vorträgen und 121 Postern widerspiegelte.

Eine reibungslose Organisation, die von O. Uhlmann und H. Feldmann mitgetragen wurde, und das schöne Conference Dinner im rustikalen Gewölbekeller der Moritzbastei werden den Besuchern sicher auch in angenehmer Erinnerung bleiben.

Gute Erfahrungen in der Vergangenheit haben dazu geführt, daß bei der Leipziger Tagung gleich drei Workshops parallel am Sonntag Nachmittag vor Beginn der Tagung und ein weiterer im unmittelbaren Anschluß angeboten wurden. Die Workshops, die für einen Obolus von zehn Euro besucht werden konnten, deckten die Themen “Grundlagen der Massenspektrometrie”, “Fortschritte in der Anorganischen Massenspektrometrie zu Spuren-, Ultraspuren-, Spezies- und Isotopenanalytik”, “Ionenmobilitätsspektrometrie – Grundlagen und Applikationen” und “LC-MS” ab.

Nach der Eröffnung durch den DGMS-Vorsitzenden J. Grotemeyer (Uni Kiel), wurde die Tagung durch den Wolfgang Paul-Vortrag begonnen. In diesem Jahr hielt ihn als achter Preisträger H. Budzikiewicz (Uni Köln), der sicherlich zu den Altmeistern der organischen MS gerechnet werden darf. Sein Rückblick auf die Entwicklung der organischen MS zeigte, daß heute noch aktuelle Fragestellungen in der Peptidanalytik schon in den 70er und 80er Jahren mit den Methoden dieser Zeit – also insbesondere FAB und 252Cf-Plasma Desorption angegangen wurden.

Die Reihe der fünf Hauptvorträge eröffnete C. Costello (Boston University), die das Potential der Massenspektrometrie im Bereich der medizinischen Forschung aufzeigte. L. Moens (Ghent University) demonstrierte, daß sich die ICP-MS nicht mehr auf die reine Elementspurenanalytik beschränkt, sondern vielmehr auch die Bestimmung der das interessierende Element inkorporierenden Molekülspezies möglich ist. Beeindruckend war zu hören, wie es M. P. Richards (MPI für evolutionäre Anthropologie, Leipzig) mittels Isotopenverhältnis-Massenspektrometrie gelang, die Ernährungsgewohnheiten prähistorischer Menschen ans Licht zu bringen. Der Einsatz der Ionenmobilitätsspektrometrie nicht zur “Schnüffelanalytik” sondern zur Bestimmung der Helixstruktur von DNA-Segmenten und allerlei anderen komplexen Molekülen und Assoziaten wurde von M. T. Bowers (University of California, Santa Barbara) erläutert. Schließlich brachte A. P. Bruins (University of Groningen) die oft unterschätzte Rolle elektrochemischer Prozesse bei der ESI-MS ans Licht und zeigte, wo sie eine Rolle spielen und welche Möglichkeiten deren gezielte Ausnutzung bietet.

Zwei Wolfgang Paul-Studienpreise wurden für Doktorarbeiten vergeben, die einen Beitrag zur Entwicklung der Massenspektrometrie darstellten. Ausgezeichnet wurden Dr. A. Herlert (Diss. bei L. Schweikhard, Greifswald) für seine Arbeit zur Erzeugung und Analyse negativ geladener Metallcluster und Dr. M. Tibi (Diss. bei K. Heumann, Mainz) für seine Arbeit zur Entwicklung einer Isotopenverdünnungsanalytik zur Multi-Elementbestimmung an pulverförmigen Proben. Gerne hätte die Jury auch noch einen Diplompreis vergeben, doch leider hatten keine Bewerbungen in dieser Sparte vorgelegen. Der Applied-Biosystems-Life-Science-Preis 2004, der allgemein die Arbeit eines Forschers auf diesem Gebiet würdigt, wurde an Prof. M. Przybylski (Uni Konstanz) vergeben.

Bereits im letzten Jahr in Neuauflage ausgeschrieben, aber erst 2004 wieder zuerkannt wurde der älteste und bestdotierte Preis der DGMS, der Mattauch-Herzog Förderpreis. In diesem Jahr erhielt Dr. A. Sinz (Biomedizinisches Zentrum der Uni Leipzig)  die hohe Auszeichnung für ihre Arbeit zur Tertiärstrukturaufklärung von Proteinen mittels Cross-Linking und FT-ICR-MS aus den Händen des Jury-Vorsitzenden D. Kuck (Uni Bielefeld).

Auf der Mitgliederversammlung der DGMS wurden wurden erste Schritte auf dem Weg zur 2009 in Bremen auszurichtenden 18. internationalen MS-Tagung (18th IMSC) vorgestellt. Es wurde erläutert, welche zusätzlichen Anforderungen dieses Großereignis – nach 40 Jahren außerhalb Deutschlands wieder eine IMSC – der DGMS abverlangt. Es sei ausdrückliches Ziel der Organisatoren, so J. Grotemeyer, Tagungsgebühren von 200 Euro für Vollzahler und 100 Euro für Studenten zu realisieren, um der Tendenz zu immer teuereren Konferenzen entgegenzutreten. So sollen zur ASMS konkurrenzfähige Besucherzahlen und eine rege studentische Beteiligung garantiert werden. Außerdem waren bei der Versammlung noch etliche Satzungsänderungen zu beschließen, die aus juristischen Gründen notwendig sind, um die Gemeinnützigkeit des Vereins zu sichern.

Die 38. DGMS Diskussionstagung wird organisiert von M. O. Glocker vom 6.-9. März 2005 in Rostock stattfinden. Details hierzu und auch zur Bewerbung um die verschiedenen Auszeichnungen findet man auf der Homepage der DGMS.

>>> Hier geht es zu großen Bildergalerie der Tagung.

Text und Bilder: Jürgen H. Gross, Universität Heidelberg

 

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