38. DGMS-Jahrestagung in Rostock 2005

Die Tagung der Deutschen Gesellschaft für Massenspektrometrie (DGMS) hat sich gemausert. Für die angemeldeten Vorträge wurden drei Parallelsessions abgehalten.

Neu war auch ein zusätzlicher Block mit zwei parallelen Sessions für Firmenvorträge, die es den Anbietern rund um die MS gestatteten, Neuerungen ohne den manchmal etwas gekünstelten Forschungsschleier zu präsentieren. Mit dieser Einteilung hatte das wissenschaftliche Komitee aus L. Schweikard, K.-H. Meiwes-Broer, M. O. Glocker und J. R. Wesener einen guten Rahmen geschaffen, der sich auch mit den örtlichen Gegebenheiten kleiner Hörsäale in den Chemischen und Biologischen Instituten vertrug. Dennoch blieben diese Randbedingungen nicht ohne Auswirkung auf die Tagungsteilnehmer, insbesondere bei den Plenarvorträgen. Hier war es erforderlich, den Vortrag in einen zweiten Hörsaal zu übertragen, was trotz engagierten Einsatzes der lokalen Organisatoren (M. O. Glocker, L. Schweikard, K.-H. Meiwes-Broer und C. Koy) keinesfalls immer reibungslos gelang. Von den nicht idealen örtlichen Gegebenheiten waren allerdings weder der Besuch der Vorträge noch der beiden Postersessions mit insgesamt 122 Postern betroffen – im Gegenteil.

Für knapp die Hälfte der 320 Tagungsteilnehmer gab es bereits am Sonntagnachmittag Massenspektrometrie. In einem der drei Workshops a) “Neue analytische Anwendungen der FT-ICR-MS” (M. Przybylski), b) “Off-line Kopplung HPLC-MALDI-TOF – neue Möglichkeiten und Applikationen” (M. Hecker, U. Völker) und c) “Neue Entwicklungen in der induktiv-gekoppelten ICP-MS” (J. S. Becker, J. Vogl) konnten Kenntnisse gewonnen oder aufgefrischt werden.

Mit dem Wolfgang-Paul-Vortrag fand dann das eigentliche Tagungsprogramm seinen Auftakt. In diesem Jahr war Nico M. N. Nibbering (Frije Universiteit Amsterdam) die Ehre zuteil. Rief sein Rückblick auf stolze 35 Jahre erfolgreiche Ionenchemie in der Gasphase bei den Einen Erinnerungen and Geräte und Methoden wach, so zauberte er Anderen gelegentlich große Fragezeichen in die Mimik. Im Anschluß daran gab es einen Empfang im Rostocker Rathaus, der bei bester Verpflegung den Rahmen zum Austausch lange aufgestauten Gesprächststoffes bot.

Zu den vielversprechenden Trends und Entwicklungen darf man die vermehrte Anwendung der induktiv-gekoppelten Plasma (ICP)-MS bei biochemischen Fragestellungen ebenso rechnen wie die steigende Anzahl von Anwendungen der Ionenmobilitätsspektrometrie (IMS) zur Analyse flüchtiger Verbindungen. Daneben zeichnet sich eine Wiederbelebung der FD infolge der deutlich vereinfachten und inerten Probenaufgabe bei der Liquid-Injection Field Desorption/Ionization (LIFDI) ab. Im Bereich der MALDI-MS werden häufiger LC-MALDI-Kopplungen eingesetzt, die eine robotergestützte Probenpräparation aus dem Eluat der LC nutzen. Ebenfalls Beiträge zur MALDI-MS stellen die selektive Anreichung von Phosphopeptiden aus Peptidgemischen auf TiO2-beschichteten Target-Spots dar; überhaupt liegen maßgeschneiderte Targetbeschichtungen im Aufwärtstrend. Auch die Entwicklung bildgebender Raster-MALDI-Quellen mit Ortsauflösungen im Mikrometerbereich wird forciert. Eher zögernd angenommen wird anscheinend die seit zwei Jahren kommerzialisierte Kryodetektion bei Flugzeitmassenspektrometern und auch die allenthalben sprießenden “Omics” haben außer ihrer explosiv vermehrten Einsatzes kaum Neues zu bieten.

Die Hauptvorträge wurden gehalten von Frantisek Turecek (University of Whashington, Seattle) “Biomolecular Radicals in the Gas Phase: Mass Spectrometry and Theory”, Peter Roepstorff (University of Southern Denmark, Odense) “Recent Trends in Analysis of Large Biomolecules by Mass Spectrometry”, H.-Jürgen Kluge (Gesellschaft für Schwerionenforschung, Darmstadt) “Präzisionsmassenmessungen an Radionukliden in Ionenfallen und Speicherringen” und Witold Danikiewicz (Polish Academy of Sciences, Warschau) “The Use of Electrospray – Triple Quadrupole Mass Spectrometer as the Chemical Reactor: Studies on the Gas-Phase Chemistry of Aromatic Carbanions”.

Der Applied-Biosystems-Life-Science-Preis 2005 wurde an M. Linschied (Humboldt-Universität, Berlin) für seine umfangreichen Beiträge zur Massenspektroemtrie der Nukleinsäuren und Oligonukleotide vergeben. In seinem Vortrag spannte er den Bogen von der Felddesorption über Fast Atom Bombardment bis zu Electrospray, die er immer mit dem Bestreben eingesetzt hatte, die jeweils beste Technik für seine Problemstellung zu verwenden und weiter zu entwickeln.

Der Mattauch-Herzog Förderpreis wurde K. Blaum (Uni Mainz) zuteil, der ihm für seine Methodenentwicklung zur “hochpräzisen Massenmessung zur Unterscheidung isomerer Nuklide” zuerkannt wurde. Wer dachte, Massengenauigkeiten von 1 ppm der organischen FT-ICR-MS seinen das Non-plus-ultra, mußte erfahren, daß Blaums Technik mit Penningfallen 0.1 ppb – allerdings mit nur einzelnen oder ganz wenigen Ionen – real werden läßt.

Die Wolfgang-Paul Studienpreise wurden in Form zweier Promotionspreise an M. Engeser (Diss. bei H. Schwarz, TU Berlin) für ihre Arbeit zur Vanadiumoxid-katalysierten Reaktionen in der Gasphase und S. Fürmeier (Diss. bei J. O. Metzger, Uni Oldenburg) für seine mechanistischen Untersuchen von Reaktionen in Lösung mittels Mikroreaktor-ESI-MS sowie als Diplompreis an J. Heilmann (Dipl. bei K. Heumann, Uni Mainz) für die Bestimmung von Schwefelspuren in Kraftstoffen mittels MSIVA vergeben.

Bei der Mitgliederversammlung der DGMS wurde das Ergebnis der Vorstandswahl mitgeteilt, das die bisherigen Vorstand sicher auch in Anerkennung seiner Arbeit mit dem Ergebnis einer vollständigen Konsolidierung der Gesellschaft bestätigt. Demnach werden bis Ende 2008 J. Grotemeyer (Universität zu Kiel als Vorsitzender), J. R. Wesener (Bayer Industry Services), J. S. Becker (Forschungszentrum Jülich), D. Kuck (Universität Bielefeld) und J. Peter-Katalinic (Universität Münster) weiter die Geschicke der DGMS in die Hand nehmen.

Damit ist auch der Weg frei zur Ausrichtung der für 2009 in Bremen geplanten 18. internationalen MS-Tagung (18th IMSC). Die Vorregistrierung zur 18th IMSC soll im über die Tagungs-Website (http://www.imsc-bremen-2009.de) laufen, die im Spätsommer Gestalt annehmen wird.

Das Konferenzdinner im Warnemünder “Teepott” direkt am Fuße des alten Leuchtturmes stellte einen gelungen Abschluß des geselligen Teils der Tagung dar.

Die 39. DGMS-Tagung vom 5.-8. März 2006 wird von K. Heumann in Mainz organisiert. Erstmals wird sie gemeinsam mit dem 20. ICP-MS Anwendertreffen und dem 7. Symposium über massenspektromtrische Verfahren der Element-Sprenanalyse stattfinden. Details hierzu und auch zur Bewerbung um die verschiedenen Auszeichnungen findet man unter http://www.dgms.de.

 

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Text und Bilder: Jürgen H. Gross, Universität Heidelberg

 

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