46. DGMS-Jahrestagung in Berlin 2013

Die 46. Jahrestagung der DGMS fand vom 10. bis 13. März 2013 im Erwin Schrödinger-Zentrum auf dem Campus der Humboldt-Universität in Berlin-Adlershof statt.

Die lokale Organisation hatte in diesem Jahr der frisch gewählte DGMS-Vorsitzende Michael Linscheid übernommen. Mit über 480 Tagungsteilnehmern stellte die Tagung einen neuen Besucherrekord auf, der sich auch in 186 Poster- und 60 Vortragsanmeldungen widerspiegelte. Um alles im dreitägigen Programm unter zu bringen, wurden die angemeldeten Vorträge in drei parallelen Sessions angeboten. Offenbar tragen die zunehmende Verbreitung der MS an sich, wie auch das umfangreiche Angebot an Workshops unmittelbar vor der Tagung, zu einer fortschreitenden Etablierung der DGMS-Tagungen bei. Zur Begrüßung der Tagungsteilnehmer sprachen neben Tagungsorganisator Michael Linscheid noch der HU-Rektor Jan-Hendrik Olbertz, der Bezirksbürgermeister von Treptow-Köpenik, Oliver Igel, und der Geschäftsführer der Management-Gesellschaft, Adlershof Hardy Rudolf Schmitz, ihre Grußworte.

Der DGMS-Vorsitzende Michael Linscheid (HU-Berlin) begrüßt die Tagungsteilnehmer.
Die Tagung wurde im Erwin Schrödinger-Zentrum auf dem Campus der Humboldt-Universität in Berlin-Adlershof abgehalten.
Draußen sitzen war vielleicht vorgesehen, aber nicht wirklich attraktiv. Der erneute Wintereinbruch bedeckte die Gartenmöbel mit einer weißen Haube.

Wolfgang-Paul-Vortrag

Der Wolfgang-Paul-Vortrag 2013 wurde von Klaus G. Heumann gehalten. Der Emeritus der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz wurde durch seine umfangreichen Beitrage zur Element-Massenspektrometrie bekannt. Von 1977¿1979 war Heumann Vorsitzender der damaligen Arbeitsgemeinschaft Massenspektrometrie (AGMS). Außerdem ist er langjähriger Herausgeber der Zeitschrift Analytical and Bioanalytical Chemistry. Besonders die MS mit induktiv-gekoppelten Plasmen (ICP-MS) und speziell die quantitative Elementbestimmung mittels Isotopenverdünnungsanalyse wurden in seiner Gruppe vorangebracht bzw. sogar entwickelt. In seinem Vortrag “Richtige Quantifizierung durch ICP-MS: Von Elementspuren zur Molekülverbindungen ¿ eine persönliche Retrospektive” blickte Heumann zuerst auf die Anfänge seiner Forschung und die Geräte der 60er und 70er Jahre zurück, bevor er einen Abriss seines wissenschaftlichen Werkes gab.

Klaus G. Heumann hält den Wolfgang-Paul-Vortrag.
Michael Linscheid (links) überreicht die Urkunde für den Wolfgang-Paul-Vortrag an Klaus G. Heumann.

Ehrenmedaille

Jörn Müllers Begeisterung für die Organometallchemie entfachte sein Doktorvater, E. O. Fischer. Zur Massenspektrometrie kam er während seiner Postdoc-Zeit. Als Professor für Analytische Chemie wirkte er seit 1975 an der TU Berlin, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2004 forschte. Zudem ist Jörn Müller langjährigen DGMS- und AGMS-Mitgliedern einerseits als Vorsitzender aus AGMS-Tagen (1983¿1985) und andererseits ¿ und das wohl viel häufiger ¿ wegen des von ihm für die AGMS eingerichteten Kontos zur Einzahlung der Beiträge bekannt. An seine erste Beitragszahlung von 5 DM im Jahr 1970 an die AGMS denkt er gerne zurück. Für sein intensives Engagement in der Vorgängervereinigung der DGMS wurde er nun mit der Ehrenmedaille der DGMS ausgezeichnet.

Jörn Müller bei seiner kurzen Ansprache nach der Verleihung der Ehrenmedaille der DGMS.

Workshops

Mit gleich fünf Workshops am Sonntagnachmittag vor Tagungsbeginn war das Angebot zur Weiterbildung in Berlin besonders umfangreich. Die Themen der Workshops waren “Bildgebende Massenspektrometrie (Imaging MS)” (Bernhard Spengler und Andreas Römpp); “Ionenmobilitäts-Massenspektrometrie (IMS-MS)” (Andreas Springer, Kevin Pagel, Maria Schlangen, Ingo Ebner, Justin Benesh); “Open MS / MS-Informatik (Kevin Reinert und Oliver Kohlbacher); “Einführung in die anorganische Massenspektroskopie” (Norbert Jakubowski und Jochen Vogl) sowie “Biomedizinische Applikationen der Affinitäts-Massenspektrometrie” (Michael Glocker und Michael Przybylski).

Plenarvorträge

Die sechs Plenarvorträge der Tagung waren thematisch breit genug gestreut, um den vielfältigen Interessen der Tagungsteilnehmer gerecht zu werden. Im Einzelnen sprachen Olivier Laprévote (Université Paris Descartes) “Atmospheric Pressure Photo-Ionization, Reaction Mechanisms and Applications”; Rebecca Jockusch (University of Toronto, Kanada) “Fluorescence and FRET of Trapped, Mass-Selected Ions”; Peter Uwer (Humboldt-Universität Berlin) “Das Higgsboson und das Geheimnis der Masse”; Michal Sharon (Weizmann Institute of Science, Rehovot, Israel) “The Role of Mass Spectrometry in Structure Elucidation of Protein Complexes”; Michael Spiteller (Universität Dortmund) “Bioaktive Verbindungen aus tropischen und subtropischen Pflanzen und ihre assoziierten endophytischen Pilze” sowie Thorsten Benter (Bergische Universität Wuppertal) “Atmospheric Pressure Ionization: Shedding some Light on the Complex Relationship between Neutral Analyte Composition and Recorded Mass Spectra”.

Den Chaperonen gilt ihre Arbeit: Michal Sharon (Weizmann Institute of Science, Rehovot, Israel).
Thorsten Benter (Bergische Universität Wuppertal) diskutiert die Mechanismen der Ionisation bei Atmosphärendruck im Detail.

Konferenz-Dinner

Das Berliner Organisationsteam hatte ein zumindest für die DGMS neuartiges Konzept für das Konferenz-Dinner umgesetzt, denn es fand dieses Mal im CinemaxX-Center am Potsdamer Platz statt. Nach einem lockeren Empfang standen zwei Filme zur Wahl, wofür die Teilnehmer schon im Vorfeld votiert hatten. So kam es, dass eine Gruppe in Monty Python¿s “Ritter der Kokosnuss” und die andere in Stanley Kubricks “2001: Odyssee im Weltraum” ging. Danach trafen sich alle wieder in einem separaten Bereich des Kino-Centers, um bei “Cine-Food” und Getränken noch angeregte Unterhaltungen zu führen. Der allgemein sehr guten Stimmung nach zu urteilen, hatte das mutige Experiment einen sehr positiven Ausgang.

Ab zur Odyssee in den Weltraum.

Wolfgang-Paul-Preise

Die mit je 5000 Euro dotierten Wolfgang-Paul-Preise für Dissertationen erhielten auf der Berliner Tagung zum einen Burkhard Butschke (Dissertation an der TU Berlin bei Helmut Schwarz) für seine Arbeit “Mechanistic Studies on Metal-Mediated Bond-Activation Reactions in Gaseous Ions” und zum anderen Marko Härtelt (Dissertation bei Gerhard Meijer an der TU Berlin und am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft Berlin) “Action Spectroscopy of Strongly Bound Clusters in the Gas Phase”. Der Master-Preis von 2500 Euro ging an Christina Wild (Masterarbeit am DKFZ Heidelberg bei Wolf-Dieter Lehmann und Christian Neusüß) für ihre Arbeit “Zellfreie Synthese von Stabilisotopen- und Selen-markierten Proteinstandards für die Absolute Quantifizierung”.

Ihnen gratulierten Jochen Boosfeld im Namen der Stifterfirma Bruker Daltonik und der Jury-Vorsitzende Jürgen H. Gross (Universität Heidelberg) ganz herzlich.

Die Verleihung der Wolfgang-Paul-Preise. Von links stehen Jochen Boosfeld (Bruker Daltonik), die Preisträger Christina Wild, Marko Härtelt und Burkhard Butschke sowie der Jury-Vorsitzende Jürgen Gross. (Bild Jürgen Schmidt, Universität Halle).

Agilent Research Summer

Der Agilent Research Summer bietet Doktoranden die Möglichkeit einer Forschungsförderung in der Art eines etwa zweimonatigen Aufenthalts in den Applikationslabors der Stifterfirma, um dort mit Geräten zu arbeiten, die sie in ihrer Arbeitsgruppe nicht verfügbar haben. Die Preisträgerin des Jahres 2012, Victoria Elsner (Bergische Universität Wuppertal), berichtete von ihren im Sommer 2012 gewonnenen Ergebnissen. Im kommenden Sommer wird Isabelle Möller (Universität Münster) ihre Arbeit in Waldbronn voranbringen können. Der Jury-Vorsitzende Wolfgang Schrader (MPI für Kohleforschung, Mühlheim) und Andreas Waßerburger (Agilent, Waldbronn) überreichten die Urkunde an die diesjährige Preisträgerin.

Von links stehen die Preisträgerin 2012, Victoria Elsner (Bergische Universität Wuppertal), der Jury-Vorsitzende Wolfgang Schrader, die Preisträgerin 2013, Isabelle Möller (Universität Münster) und Andreas Waßerburger (Agilent, Waldbronn).

Preis für Massenspektrometrie in den Biowissenschaften

Der von Waters mit 5000 Euro dotierte “Preis für Massenspektrometrie in den Biowissenschaften” wurde wieder auf drei Preisträger aufgeteilt. Die so Ausgezeichneten haben sich alle auf dem Gebiet der Bio-MS-Datenbanken bzw. Software verdient gemacht und damit Werkzeuge entwickelt, die heute in Proteomics unverzichtbar sind. So wurden die Gründer der Firma Matrix Science, John S. Cottrell und David M. Creasy, für die Mascot-Datenbank ausgezeichnet. Die beiden Preisträger schilderten die Geschichte ihrer Firma und der Datenbank mit einer ordentlichen Portion britischen Humors in ihrem Vortrag “Lies, Damned Lies, and Statistics”. Außerdem erhielt Jürgen Cox (MPI für Biophysik, Martinsried) seinen Anteil am Preis für seinen maßgeblichen Beitrag zur Entwicklung der MaxQuant-Software für die Proteom-Analytik.

John S. Cottrell und David M. Creasy (Matrix Science) teilen ihren Spaß beim Rückblick mit dem Auditorium.
DGMS-Vorsitzender Michael Linscheid (HU Berlin), Jury-Vorsitzender Wolf-Dieter Lehmann (DKFZ Heidelberg) die Preisträger John S. Cottrell und David M. Creasy (Matrix Science), Jürgen Cox (MPI Martinsried) und Michael Desor (Waters) nach der Preisverleihung.

Neuer DGMS-Vorstand

Die DGMS hat im letzten Jahr einen neuen Vorstand gewählt, der seit 1.1.2013 im Amt ist. Der neue Vorstand der DGMS setzt sich zusammen aus Michael Linscheid als neuem Vorsitzenden, Bernhard Spengler und Michael Karas als stellvertretenden Vorsitzenden, Wolfgang Schrader als Kassenwart und Andrea Sinz als Schriftführerin.

Der nach 12 Jahren scheidende Vorsitzende Jürgen Grotemeyer gab zum Ende der Mitgliederversammlung einen kurzen Abriss über die enorme Entwicklung der DGMS in dieser Zeit und dankte allen, die die Vorstandsarbeit unterstützt haben. Ein ganz besonderer Dank galt Dietmar Kuck, der in der gesamten Zeit als Kassenwart ebenfalls gewaltige Arbeit in die DGMS investiert hat.

Der neugewählte DGMS-Vorstand: (von links) Andrea Sinz, Michael Karas, Michael Linscheid, Bernhard Spengler, Wolfgang Schrader.

47. DGMS-Tagung in Frankfurt

Die 47. Jahrestagung der DGMS wird von Michael Karas (Goethe-Universität Frankfurt) organisiert. Sie soll vom 2. bis 5. März 2014 im Otto-Stern-Zentrum (Campus Riedberg) stattfinden.

Michael Karas lädt für 2014 nach Frankfurt ein.
Herzlicher Dank an ein riesiges Team, ohne das die Tagung kaum so gut gelaufen wäre.

 

>>> Hier geht es zu großen Bildergalerie der Tagung.

Text und Bilder: Jürgen H. Gross, Universität Heidelberg

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