Spurenanalytik
Wissenschaftssendungen und seit Quincy megacoole Gerichtsmediziner zeigen uns im Fernsehen im wahrsten Wortsinn serienmäßig wie es geht – wie einfach es geht: Ein Stückchen Gewebe, eine Zigarettenkippe, eine Lippenstiftspur und schon spuckt ein Gerät das Ergebnis aus.
Fehlanzeige. Das produziert völlig verfehlte Vorstellungen und Erwartungshaltungen. Derartige Analysen erfordern unglaubliche Sorgfalt von der Probennahme vor Ort über die Extraktion des interessierenden Stoffes und die Aufarbeitung bis zur Messung und der Interpretation der Ergebnisse durch den Experten. Qualitative (Was ist es?) Untersuchungen sind einfacher als quantitative (Wieviel davon?), Routinemethoden sind schneller als in der Entwicklung befindliche Verfahren. Der Gerichtsmediziner gibt seine Proben an Spezialisten zur massenspektrometrischen Untersuchung, Mikroskopie etc.
Genauso ist es mit der Spurenanalytik im Umweltbereich, bei Nahrungsmitteln oder Dopingkontrollen. Damit man gesuchte Stoffe in ppm- (parts-per-million) oder ppb (parts-per-billion) Konzentrationen finden kann, muss man das Andere ausblenden.
Die Spurenanalytik arbeitet immer selektiv. Daher spricht man von Target Compound-Analytik. So gelingt es mit passenden Aufarbeitungen der Proben den Berg des Uninteressanten abzutrennen, um dann mit einem für die Zielkomponente(n) maßgeschneiderten Messprotokoll genau die Substanz(en) selektiv zu ionisieren und detektieren, die man erfassen möchte. Wer beispielsweise Pestizide sucht, muss vorher genau sagen, welche oder zumindest welche Klasse von Pestiziden. Kriminelle wissen nur zu gut um die Selektivität der Spurenanalytik und suchen daher nach immer neuen Designerdrogen und Dopingmitteln, weil diese in standardisierten Screening-Protokollen noch nicht erfasst werden.
Bis hinab zu welcher Konzentration man etwas findet, hängt maßgeblich davon ab, worin man sucht. Ein Pestizidrückstand auf einer Orangenschale ist leichter zu analysieren als einer in Oberflächengewässern oder gar in komplexen organischen Matrizes wie Klärschlämmen oder Bodenproben. Arsen in Haarwurzeln zu finden, erfordert Methoden der Element-MS, Kokain in Haarwurzeln zu analysieren erfordert dagegen organische MS.
Je bunter und sensationeller die Aufmachung der Sendung, desto mehr heiße Luft. Daher Vorsicht, Blender!